CDU Neulussheim

"Mobbing ist ein gesellschaftliches Problem"

Präventionsexperten zu Gast bei der CDU Neulußheim

Neulußheim. Mobbing von Kindern und Jugendlichen, ob im Internet oder in der analogen Welt, ist ein Thema, das viele Lehrer, Eltern und Kinder beschäftigt. Aus diesem Grund kamen Anja Kegler und Günther Bubenitschek auf Einladung des CDU-Gemeindeverbandes Neulußheim in der vergangenen Woche in das Haus der Feuerwehr, um mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern über Cybermobbing zu sprechen, diese zu informieren und in den Dialog zu gehen.

Andreas Sturm, der Vorsitzende der CDU Neulußheim, stellte die beiden Referenten als ausgewiesene Experten vor, die unter anderem das Konzept „Kriminalprävention und Medienpädagogik Hand in Hand“ im Mediennetzwerk Rhein-Neckar realisieren, welches beim Heidelberger Präventionspreis 2019 mit dem 1. Preis ausgezeichnet worden ist.

Die Erzieherin und Präventionsreferentin Anja Kegler begann den Vortrag mit erschreckenden Zahlen. Laut der Studie Jugend, Information, Medien (JIM) aus dem Jahr 2022 sind 88 % der Jugendlichen täglich im Netz unterwegs. Währenddessen geben knapp die Hälfte der Befragten an, mit beleidigenden Kommentaren konfrontiert worden zu sein, was mitunter zu ca. zwei Millionen von Cybermobbing betroffenen Kindern und Jugendlichen in Deutschland führt (Cyberstudie 2020/22). Am häufigsten trifft es hierbei Teenager zwischen 14 und 15 Jahren.

Die beiden Referenten stellten umfangreich dar, dass Mobbing und insbesondere Cybermobbing kein zufälliger Missstand sei, sondern ein systematisches Problem.

Anja Kegler führte weiter aus, dass Betroffene häufig willkürlich ausgewählt erscheinen und es daher Sinn mache, einen täterorientierten Ansatz zu wählen. Demzufolge haben ausgrenzende Schülerinnen und Schüler meist eine Machtposition gegenüber ihrem Opfer und Mittäter oder Mittäterinnen, welche diese unterstützen.

Günther Bubenitschek merkte indes an, dass gerade bei der größten Gruppe, die der wegschauenden oder zuschauenden Jugendlichen, der größte Hebel liege.

Der Landespräventionsbeauftragte des WEISSER RING e.V. und ehemalige Polizist sieht besonders die vermeintlich Außenstehenden in der Pflicht, Zivilcourage zu übernehmen, ihrer moralischen Pflicht nachzukommen und somit Mitschülerinnen und Mitschüler vor Anfeindung, Beleidigung und Ausgrenzung zu schützen.

Dass dies eine kritische Rolle spiele, zeigen insbesondere die weitreichenden Folgen von Mobbing für die Leidtragenden und auch die gesamte Gesellschaft. Unstreitig sei, dass Mobbing Stress erzeuge und zu körperlichen Beschwerden wie Schlafstörungen und Magenschmerzen führe. Dies begünstige psychische Krankheitsbilder und behindere Jugendliche bei wichtigen schulischen und sozialen Lernprozessen.

Somit habe der erschwerte Bildungsfortgang mittelfristig auch erhebliche Auswirkungen auf die Gesamtgesellschaft. Untermauert werde dieser Aspekt mit einer Untersuchung der Universität Heidelberg aus dem Jahr 2016, laut deren Hochrechnung rund 5.000 Euro Gesundheitskosten je betroffener Person bei den Krankenkassen anfallen. Das verdeutliche: „Mobbing ist ein Thema, das uns alle angeht.“

Günther Bubenitschek ist fest davon überzeugt, dass Eltern die besten Experten für ihre Kinder seien. Daher sei ein enger Austausch zwischen Eltern und Kindern sowie ein kontrolliertes Heranführen an die sozialen Medien unabdingbar.

Die Referenten empfehlen hierbei insbesondere geschützte Browser, Kindersicherungseinstellungen und Hilfsmittel wie den Mediennutzungsvertrag.

Betroffene finden beispielsweise bei Juuuport (Internetseite: www.juuuport.de) anonym eine schnelle Erstberatung. Ebenso hilft der WEISSE RING im Rahmen des Opfer-Schutzes unter der bundesweiten Telefonnummer 116 006.

Zum Abschluss dankte CDU-Vorsitzender Andreas Sturm MdL den beiden Referenten Anja Kegler und Günther Bubenitschek herzlich für den informationsreichen Vortrag und allen interessierten Bürgerinnen und Bürger für deren Teilnahme und Diskussionsbeiträge.